Nach einigen Minuten auf einem Schotterweg mitten zwischen den Bergen in der Klein Karoo bei Oudtshoorn nähern wir uns dem Straußennest von Dario und Carmen. Die nächsten zwei Tage werden wir bei den beiden Berlinern und ihren Straußen verbringen – und feststellen, dass hier mehr wartet als nur Federvieh.

Die Farm erstreckt sich über mehrere hundert Meter in die Berge vor Oudtshoorn an der legendären Landstraße Route 62. Die Gegend ist bekannt für ihre Straußenfarmen. Denn Strauße können es hier in der Steppe bei oft mehr als 40 Grad ganz gut aushalten.
Die Gastgeber nehmen uns auch gleich unglaublich freundlich in Empfang. Auch die Schildkröte der Farm, die dicke Berta, kommt zur Begrüßung vorbei. Hinter Berta blicken wir auf zwei afrikanische Hütten, in denen Gäste der Farm übernachten können.

Nachdem wir uns kurz frischgemacht haben fährt Dario mit uns auch schon auf seinem Pick-Up die Farm hinunter zu seinen Straußen. Er erzählt uns, wie es seine Familie vor über 20 Jahren nach Oudtshoorn verschlagen hat bevor wir alles über die Strauße auf der Farm lernen.

Und schon geht es in eines der Gehege – es ist Fütterungszeit. Ein paar Dutzend Strauße warten schon auf uns. Nun bewaffnen wir uns alle mit einem Eimer Trockenfutter, klettern vom Pick-Up runter und füttern die Zweibeiner. Um unsere Eimer bilden sich auch gleich mehrere Straußentrauben, so dass das Futter im Handumdrehen verteilt ist.

Also wieder ab auf den Pick-Up und weiter geht’s über die Farm. Der Weg führt uns auch gleich in die Nachbarschaft der Strauße. Denn im Straußennest geht es um viel mehr als nur Strauße und Wildness.
Direkt vor der Farm liegt das kleine Dorf Lategansvlei, in dem sich Dario und Carmen unglaublich engagieren. Die Menschen in ihrer Nachbarschaft leben in einfachen Hütten in armen Verhältnissen – Alltag in vielen Orten Südafrikas.
Daher können die Nachbarn jede Hilfe gut gebrauchen. Wir haben heute ein paar Kleiderspenden mitgebracht. Diese verteilen wir auch gleich mit Dario an die Kinder in Lategansvlei.

Die Nachbarn sprechen größtenteils nur Afrikaans und sind unglaublich herzlich – man spürt ihre Dankbarkeit. Mein Afrikaans reicht auch für die eine oder andere Unterhaltung. Dario hat da in seinen Jahren hier schon deutlich mehr Afrikaans aufgeschnappt und ist mit Carmen schon lange ein wichtiger Bestandteil von Lategansvlei.
Und das Engagement geht weiter als Kleiderspenden. Das kann man im Straußennest ganz klar sehen. Denn neben dem Schotterweg taucht mit einem Mal ein Stadion auf. Ein Stadion mitten in der Steppe vor Oudtshoorn!

Das „Stadion an der Alten Försterei 2“ ist der südafrikanische Ableger des Stadions von Union Berlin in der deutschen Hauptstadt. Dario ist ein waschechter Unioner und hatte schon lange die Idee, ein Stadion für die Kinder seines Ortes zu bauen. Mit der Unterstützung einiger Bundesligavereine, Firmen und Freunde konnte das Projekt realisiert werden.

Heute spielen hier viele Kids aus der Nachbarschaft und auch Fußballvereine haben sich gegründet. Eine tolle Initiative am anderen Ende der Welt.
Wir fahren zurück zur Farm und starten nach diesem ereignisreichen Tag unseren Braai. Auf der Terrasse des Straußennests lassen wir den Tag bei einem Steak und Bier ausklingen und unterhalten uns mit den Gastgebern über Gott und die Welt.

Auch das Frühstück am nächsten Morgen können wir mit einer tollen Aussicht über Farm und Berge genießen. Und kurz nach dem Frühstück geht es schon wieder mit Dario auf die Farm, um die Strauße zu füttern. Wir knattern im Pick-Up den Schotterweg hinunter und klappern mit ein paar Mitstreitern die Straußengehege ab.
Nach dem Trip haben wir uns einen kleinen Ausflug verdient. Wir verlassen die Farm und erkunden Oudtshoorn bevor wir gegen Abend wieder ins Straußennest zurückkehren. Und es erwarten uns neben einem Braai noch weitere Gäste aus München. Diese kommen mit zwei Kindern, die ihre Spielsachen mit ins Straußennest gebracht haben. Diese möchten sie den Kindern in Lategansvlei übergeben. Und so steigen wir alle wieder in den Pick-Up und fahren runter nach Lategansvlei. Die Kinder haben eine tolle Zeit und freuen sich, mit ihrem Spielzeug anderen eine Freude bereitet zu haben.

Im Straußennest und im Dorf Lategansvlei steckt wirklich ganz viel Herz, so viel ist klar. Es ist ein Ort, den man mit einem guten Gefühl verlässt und unbedingt wieder besuchen möchte.
Das Straußennest
Das Straußennest ist eine Straußenfarm bei Oudtshoorn, knapp 430km östlich von Kapstadt. Hier können Gäste in mehreren Zimmern und zwei afrikanischen Hütten übernachten und den Alltag einer Straußenfarm miterleben.

Frühstück, Braai und eine Erkundungstour über die Farm gehören dazu. Diese Angebote stehen allerdings nur Übernachtungsgästen zur Verfügung. Die Preise für eine Übernachtung starten bei knapp 20 Euro pro Person. Oudtshoorn bietet zahlreiche Touristenattraktionen, wie die Cango Caves und die Buffelsdrift Game Lodge.

Tipps
Wer das Straußennest besucht tut dies nicht nur, um Strauße zu füttern, sondern auch um eine schöne Zeit mit den Besitzern Dario und Carmen zu verbringen. Ihr Herz für ihre Farm und die Menschen in ihrem Ort ist riesengroß und für eine kurze Zeit kann man als Besucher mit dabei sein – beim Strauße füttern, beim Braai und dabei, den herzlichen Menschen in der Nachbarschaft zu helfen. Es ist ein Ort, an dem man sein Herz lässt.
Adressen und Kontakte
Straußennest
Carmen’s Guest House
Lategansvlei bei Oudtshoorn
Website: http://www.straussennest.net
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Ein Gedanke zu “Strauße, Union Berlin und ganz viel Herz – ein Besuch im Straußennest in Oudtshoorn”